Festakt Wander-Mahnmal gegen Gewalt an Kindern und Jugendlichen, der "Mahlende Mühlstein" am 05.10.2010

Grußwort

Sehr geehrte Damen und Herren,

liebe Organisatorinnen und Organisatoren des "Mahnenden Mühlsteins",

gerne habe ich die Vertretung von Herrn Oberbürgermeister Fenrich angenommen bei diesem Festakt ein Grußwort zu sprechen. Die Rechte von Kindern liegen auch mir nicht nur im Jahr der UNICEF-Partnerschaft von Karlsruhe besonders am Herzen.

Ich freue mich über die Initiative der Europäischen Schule, den "Mahnenden Mühlstein" nach Karlsruhe zu holen. Der "Mahnende Mühlstein" soll wachrütteln und Anstöße liefern den Kinder- und Jugendschutz stetig zu verbessern.

Die heftige öffentliche Debatte um Misshandlungs- und Missbrauchsvorwürfe in kirchlichen und weltlichen Institutionen, die in der ersten Jahreshälfte in Deutschland geführt wurde, fordert uns heraus Antworten zu finden auf schwierige Fragen.

Dort, wo Kinder Unterstützung, Förderung und Entfaltung erfahren sollten, in Schulen, Internaten, Heimen, Wohngruppen und Pflegeeinrichtungen, kam es zu Macht- und Vertrauensmissbrauch, körperlichen und sexuellen Übergriffen durch Erzieher, Seelsorger und Lehrer.

Angesichts dieser Berichte haben viele Menschen, die beruflich oder ehrenamtlich mit Kindern in Kontakt sind, ihre Verantwortung für den Schutz dieser Kinder vor den verschiedenen Formen der Kindeswohlgefährdung deutlicher vor Augen als noch vor wenigen Jahren. Berichte, die das Leiden von Kindern durch Misshandlung und Missbrauch beschreiben, finden immer mehr Gehör und die Bedeutung des Kinderschutzes wird uns bewusster. Dadurch erhöht sich der gesellschaftliche Druck für alle, die im Kinderschutz tätig sind.

Die gesellschaftliche Sensibilisierung für Kinderschutzfragen löst auch Unsicherheit

aus: Wie können wir Gefährdungen so früh wie möglich erkennen? Wie kann ein guter Schutz für die Betroffenen aussehen? Wie können wir Fehler vermeiden?

Institutionsübergreifende Kooperation und Vernetzung kann uns helfen, mit dieser Unsicherheit offensiv umzugehen, Ressourcen zum Schutz von Kindern zusammenzuführen und Handlungsbedarf früh zu erkennen.

In Karlsruhe sind wir hier auf einem guten Weg. Die Stadt Karlsruhe war dieses Jahr Modellkommune in dem bundesweiten Projekt des Nationalen Zentrums Frühe Hilfen: „Qualitätsentwicklung im Kinderschutz“. Zahlreiche Fachleute arbeiten stetig an der Verbesserung des Kinderschutzes in Karlsruhe. Eine Präventionskette von der Frühen Prävention über den Sozialen Dienst bis hin zu Schulsozialarbeit soll helfen, die Rechte der Kinder auf Sicherheit und Schutz zu gewährleisten. Dies reicht aber nicht aus. Nötig ist ein gesamtgesellschaftliches Bewusstsein.

Die Europäische Schule in Karlsruhe, die nun seit 1962 in Karlsruhe besteht, nimmt sich dieser wichtigen Aufgabe an. Eine Zielsetzung der Erziehung in der Schule lautet: „Den Schülern beibringen, die grundlegenden Fragen zu stellen und selbst nach den Antwortelementen zu suchen, die Grundelemente des Wissens und der Kenntnisse bestimmen und behalten“.

Mit der Initiative den "Mahnenden Mühlstein" nach Karlsruhe zu holen und durch die zahlreichen Begleitveranstaltungen trägt Ihre Schule entscheidend dazu bei, das öffentliche Bewusstsein für dieses schwierige Thema zu schärfen. Schutz von Kindern und Jugendliche ist eine Aufgabe, die nur gemeinsam bewältigt werden kann.

Ich danke Ihnen sehr für Ihr Engagement und wünsche der Aktion und den Begleitveranstaltungen eine gute Resonanz.