Initiative gegen Gewalt und sexuellen Missbrauch an Kindern und Jugendlichen e.V.,
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Presseinfo

Schulverweigerer im Westerwaldkreis:

Eltern hilflos, Behörden überfordert

Westerwaldkreis. *Maik, 11 Jahre, will nicht mehr in die Schule gehen, verweigert sich. Alles Zureden hilft nicht. Auch eine mehrmalige Einweisung in die Kinder- und Jugendpsychiatrie kann daran nichts ändern. In einem Abschlussbericht sprechen die Ärzte von einer “kombinierten Störung im Sozialverhalten und der Emotionen, speziell sozialer Ängste mit schulverweigerndem Verhalten sowie einer chronisch-motorischen Ticstörung”. Hin und wieder findet mal ein Schulversuch statt. *Maik bricht jedoch immer wieder ab. Der Einfluss der Eltern nimmt stetig ab. Sie sind restlos überfordert. Von Seiten des Schulamtes und insbesondere des Jugendamtes des Westerwaldkreises kommen keine brauchbaren Vorschläge. Die Familie wird nicht intensiv betreut. Eine Unterbringung in einer Spezialeinrichtung wird nicht näher in Erwägung gezogen. So vergehen, man glaubt es nicht, Jahre. Im Oktober 2010 spricht der Vater des Jungen, der zwischenzeitlich 14 Jahre alt ist, den Sozialpädagogen Johannes Heibel von der Initiative gegen Gewalt und sexuellen Missbrauch an Kindern und Jugendlichen an. Heibel besucht sofort die Familie. Die Familie erzählt von untragbaren Zuständen, von häufigen Ortswechsel, die meist auf Grund des Verhaltens ihres Sohnes mit beschleunigt wurden. Sie erzählen von einem Wohnungsbrand, der bis heute nicht geklärt werden konnte und von anderen diversen Situationen, von Ausrastern, vom Randalieren ihres Sohnes und von Sachbeschädigungen. *Maik antwortet auf die Frage Heibels, warum er denn nicht in die Schule gehen wolle, nur kurz und knapp: “Ich habe keine Lust und bin faul.” Heibel ist überrascht, dass es überhaupt solche Fälle gibt. Trotz Schulpflicht, ist es diesem Kind gelungen durch die Maschen des sozialen Netzwerks durchzufallen. Ein Einzelfall? Er rät den Eltern einen Anwalt einzuschalten und eine Fremdunterbringung zur Not selbst einzuklagen. *Maik und die Eltern sind dazu bereit. Kurze Zeit später meldet sich eine zweite Familie aus dem Westerwaldkreis. Ihre 14-jährige Tochter verweigert bereits seit Sommer 2009 erfolgreich den Schulbesuch. Wieder das gleiche Spiel. Es stellt sich heraus, dass die Familien sich sogar kennen. *Maiks Familie hat den Eltern des Mädchen geraten, sich doch an die Initiative zu wenden. Heibel besucht auch diese Familie und macht sich rasch ein Bild von der Gesamtsituation. Es gelingt ihm sogar, dass Mädchen zu einem Schulversuch zu überreden. Dennoch gibt Heibel gegenüber dem Schulleiter der Schule schon vor dem Versuch zu Bedenken, dass es vermutlich nicht funktionieren wird. Eine Fremdunterbringung ist auch in diesem Falle unumgänglich. Unglaublich, dass diese Zustände nicht behördlicherseits als eine Kindeswohlgefährdung eingestuft werden und umgehend angemessen gehandelt wird. Die Eltern erzählen, dass hin und wieder eine Mitarbeiterin des Jugendamtes da gewesen sei, allerdings nicht kontinuierlich und mit wechselndem Personal. Die “Hilfen” des Jugendamtes verliefen bisher allesamt ergebnislos. Das Mädchen verbringt schließlich durch Heibels Bemühungen einen Tag in der Schule, am nächsten Tag bleibt die 14-jährige wieder zu Hause.

Die Initiative befürchtet, dass dies nicht die einzigen Fälle hier bei uns im Westerwaldkreis sind. Heibel: “Über Schulverweigerer muss unbedingt gesprochen und eine intensive Ursachenforschung betrieben werden. Zudem müssten alle Schulen des Kreises über erfahrene und speziell geschulte Sozialarbeiter verfügen, dessen Aufgabe es sein müsste, sich um solche Fälle ganz intensiv zu kümmern. Geld darf dabei keine Rolle spielen, da die Folgekosten in diesen Fällen weit aus mehr Kosten verursachen.”

Siershahn, den 30.11.2010

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